Sehnsucht und Marzipankartoffeln

Hatte Immanuel Kant recht, als er schrieb:“Sehnsucht ist nur der leere Wunsch, die Zeit zwischen Begehren und Erwerben zu vernichten“? Die 14 Schauspieler des Stückes „Sehnsucht – 47 Miles from where you are“, das am 29. März 2011 Premiere hatte, machen klar, dass die Definition des Meisterdenkers allenfalls beschränkte Geltung hat.

Die szenische Collage der Theater-AG des Leibniz-Gymnasiums lässt die unterschiedlichsten Charaktere und Typen an einer fiktiven KVB-Haltestelle alle möglichen Spielarten der Sehnsucht durchdeklinieren. Gestrandete finden sich neben Lebenskünstlern, Verlierer neben Geschäftsleuten, Fernwehleidende neben Heimwehkranken, handfeste Herren neben Sehnsuchts-Allegorien auf dem Trapez.

Sie alle treibt die Sehnsucht. Sehnsucht nach Liebe, nach dem Tod, nach dem Meer und eben auch nach Marzipankartoffeln. Musikalische Bearbeitungen einiger Songs von Tom Waits, Edie Brikell, der Kooks oder auch Snow Patrol kommentierten dabei immer wieder virtuos das Geschehen an der Haltestelle.

Die abwechslungsreiche und überaus witzige Inszenierung mit ihren Klavier-, Flöten- und Gesangseinlagen geriet zwischen „Herzscheiss“ und Werther-Romantik dabei oft so mitreißend, dass die Zuschauer auf offener Szene applaudierten und das begeisternde Ensemble am Ende ausgiebig feierten.

Nicole Kassanke, die als Theaterpädagogin seit Jahren die Arbeitsgemeinschaft am Leibniz-Gymnasium leitet, erklärte dazu:“ Die Schüler haben bei der Gestaltung des Stückes aktiv mitgewirkt und sogar mitunter Regie geführt.“ Ergebnis: ein grandioser Abend.

Eine besondere Ehrung erfuhr das Stück dadurch, dass es von der Schultheater-Jury, bestehend aus Mitgliedern der Theatergemeinde und des Schauspiels Köln, ausgewählt und zur Kölner Schultheaterwoche eingeladen wurde. Die Aufführung in der Schlosserei des Schauspiels Köln fand am 12. Juli statt.