Das Sterben der Bienen

Das war ein besonderer Theaterabend am 27. September 2012 in unserem PZ. Das zahlreich erschienene Publikum erlebt hautnah das Drama, wie ein Lindenbaum (wie lange steht der wohl schon dort? 200? 300Jahre?) einem Shoppingcenter weichen soll. Ohne zu beschönigen führt die Handlung unaufhaltsam auf das Unausweichliche zu und der Zuschauer imaginiert am Ende des Stücks (unterstützt durch großartige Ton- und Lichteffekte) die Fällung des alten Baumes. Trotz der Betroffenheit, die man als Zuschauer mitnimmt, ist dies aber auch ein heiterer Theaterabend, der zu einer Vielzahl an Begegnungen von tierischen und menschlichen Wesen rund um die Linde einlädt.

In loser Szenenfolge und an rasch wechselnden Spielorten trifft der Zuschauer auf den entzückenden sechsbeinigen Käfer (mit ausgeprägtem Hang zu morbider Lyrik), die hinreißende Sammelbiene Samira und die munter in Phantasien schwelgende Klasse von Frau Dreikant. Aber auch die Doppelmoral der Erwachsenenwelt wird durch zahlreiche Figuren deutlich: da ist der Makler, der den Klimawandel nur beklagt, weil er sein Ferienhaus auf Sylt baden gehen sieht und der entschlossene Bauarbeitertrupp, der bei der ausgiebigen Frühstückspause seinen Zivilisationsmüll einfach in die Botanik schmeißt. Der Bürgerprotest ist schwach, das Mittel der Bestechung umso wirksamer und somit kann das Schicksal der Linde nur herausgezögert aber nicht verhindert werden (bühnenwirksam dargestellt durch den ungleichen Kampf des Bienenvolks gegen den Bautrupp).

Lustige Regieeinfälle (Kompliment an Frau Walter und Herrn Aktas ), Sprachwitz und ungebremste Spielfreude bei den 25 jungen Darstellern sorgen dafür, dass die Geschichte vom Schicksal der alten Linde unterhaltsam und gar nicht pädagogisch daherkommt. Das Bühnenbild lässt Raum für Imaginationen und es ist gerade dieser Minimalismus, der das Publikum in das Bühnengeschehen hineinzieht und mit den Schülern von Frau Dreikant den Verlust der schönen alten Linde betrauern lässt.

Ambitioniertes Theater von Kindern für Jung und Alt, ein Appell für mehr Nachhaltigkeit, ein Lehrstück (verfasst von Hans-Gert und Ulrike Walter) über das Artensterben und ein eindrucksvoller Theaterabend zum Thema Entschleunigung. Gratulation!