Herzlich Willkommen im Paris des 17. Jahrhunderts!

Mit diesen einleitenden Worten entführte nicht nur Regisseurin Nicole Kassanke in das Stück „Der Geizige“ nach Moliére, sondern auch das überaus talentierte Ensemble der Theater-AG der Oberstufe des Leibniz-Gymnasiums verzauberte am 21., 23. und 24. März das Publikum direkt von Minute eins.

Denn bereits zu Beginn war klar – dies sollte ein Abend voller Überraschungen werden:

“There is nothing quite as wonderful as money!
There is nothing quite as beautiful as cash!”

Als wäre der Money-Song aus Monty Python extra für den Geizigen Hausherrn Harpagon geschrieben worden, überzeugte Lukas Laznovsky als dieser auf ganzer Linie. Er hortete energisch sein Vermögen und war bereit dies gegen jede:n zu verteidigen – sei es gegen den brillant aufgekratzten La Fléche, temperamentvoll gespielt von Maximilian Lampert, oder gegen die eigenen Bediensteten Jacques (Tobias Schaaf), Valére (Jayden Lovato), Brindavoine (Salma Lahlou) oder auch den lokalen Kommissaren (Konstantin Wonsyld), welche ganz wundervoll in ihren Rollen überzeugten. Dabei ließ er seine beiden Kinder Elise und Cléanthe, emotional gespielt von Alexia Sauer und Taylan Berger, völlig aus dem Blick – im Gegenteil: beide sollten möglichst profitabel verheiraten werden, während er sich dank der Hilfe der exzentrischen Frosine (Larissa Jansen) an die arme, aber schöne Mariane, einfühlsam gespielt von Hanna Hager, binden wollte. Harpagons Kinder zeigten sich jedoch uneinsichtig und beharrten – wider alle ökonomische Vernunft, aber dafür sehr zur Unterhaltung aller Zuschauenden – darauf, den Weg des Herzens zu gehen.

Das mehrschichtige Bühnenbild, die opulenten Kostüme sowie die puppengleiche Maske luden dabei nicht nur zum Träumen ein, sondern versprachen auch viel Freude beim Verstecken und Entdecken von kleinen und großen Geheimnissen auf und hinter der Bühne.

Die Inszenierung zeichnete sich vor allem durch die Vielseitigkeit der Schauspieler:innen aus, welche scheinbar mühelos zwischen instrumentalen Klängen, Gesang und Schauspiel wechselten und so das Publikum immerwährend ins Staunen versetzten. So wurde Harpagons bitterliche Angst seine im Garten versteckte Geldkassette zu verlieren, nicht nur durch das stets wiederkehrende Motiv des Hundebellens angekündigt, seine Besessenheit von Geld wurde von prominenten Klängen aus Rio Reisers „König von Deutschland“, Abbas „money, money, money“ oder mit den Prinzen „Ich wär so gerne Millionär“ eingeleitet, begleitet und letztendlich amüsant vorgeführt.

Als fulminantes Finale der fast zweistündigen Vorstellung, welche durch eine von den Q2 Schülerinnen und Schülern bewirtete Pause mit französischen Köstlichkeiten unterteilt wurde, diente ein lebensechtes Monopoly-Spiel, unter anderem bespielt vom betrügerischen Maitre Simon (Malte Gruner) und dem anmutigen Anselme (Luca Pauli), welches zwar mal wieder die Leiden des kleinen Mannes gegenüber der sogenannten „Kapitalistenschweine“ aufzeigte, das Publikum aber mit einem Goldregen aus essbaren Talern und Geldscheinen belohnte.

Bis ins Kleinste durchdacht und mit Sinn für verspielte Details wurden in dieser Inszenierung Leidenschaft, Herz und Talent bewiesen, die in der Vermittlung einer ganz wundervollen, wenn auch leider viel zu oft vergessenen Moral endete: EIN REICHER MANN IST OFT NUR EIN ARMER MANN MIT SEHR VIEL GELD.